Wie bereites vor kurzen berichtet glaube ich persönlich ja, dass die Wahrscheinlichkeit in Voronezh nicht von der Polizei angehalten zu werden, ungefähr so groß ist wie ein 6er im Lotto mit Zusatzzahl. Zumindest gefühlt. Sie sind überall und da wo sie gerade mal nicht sind, kommen sie hin. Man darf sicher auch nicht vergessen, dass die „Kontrollen“ eine Haupteinnahme Quelle für ganze Familien sein werden und wer hört schon gern von der Frau, dass er mehr Geld Heim bringen soll. Da freut man sich doch gleich auf die Arbeit und ist hoch motiviert. Warum erwähne ich das so ausführlich? Genau, es war wieder mal soweit. Wobei ich fairer Weise erwähnen muss, das es berechtigt war. In einer gewissen Art und Weise.
Am vergangenen Sonnabend wollten wir (Maxim mein Kollege) und ich zu einem Flohmarkt. Dort angekommen, wendeten wir und parkten das Auto in einer Reihe weitere Fahrzeuge. Wie die Lemminge sozusagen. Kurz vor uns stand auch ein Polizeiauto, aber wie gesagt, die stehen überall und so dachten wir uns auch nichts dabei. Wir sind dann ausgestiegen und der Polizist auch. Er hat eigentlich auch nur darauf gewartet, ein Hinweis seinerseits, das wir gerade einen Verstoß gegen geltendes Recht begehen, hätte es auch getan, aber warum sollte er?
Er verlor keine Zeit und fragte so gleich nach meinen Papieren. Kaum hatte er sie, bat er mich zu einem Plausch in sein Auto. Das scheint hier der offizielle Startschuss für die öffentliche Korruptionsbekämpfung zu sein. Die Betonung liegt auf öffentlichJ. Nun begann das Spiel. Ich probierte es diesmal damit, den dummen Ausländer zu spielen der kaum etwas versteht. Ich sagte ihm das auch immer wieder und so entwickelte sich zwischen uns ein recht interessanter Kaffeeklatsch. Er fragte ob Max denn Russisch könnte, was ich verneinte und um mir klar zumachen welches schweren Verbrechens ich mich schuldig gemacht hatte bzw. um die Grundlange für den Geldtransfer auszubauen, holte er daraufhin ein Regelbuch hervor und zeigte es mir. Auf Alles vorbereitet sind sie ja, das muss man ihnen lassen. Ich war auch sehr einsichtige und lächelte ihn tapfer weiter an, ohne dabei zu vergessen immer wieder zu sagen: „Я не понимаю – Ich verstehe nichts.“
Ich muss gestehen er war sogar ganz nett und da ja nun überall und insbesondere hier die große „Krise“ - (da fällt mir etwas ein. Ist eigentlich schon jemandem aufgefallen, dass die Krise, die wir nun schon seit Woche so ausdauernd herbeireden, in vielen Ländern gleich heißt? Bei uns „Krise“ in England /USA „Crisis“ und in Russland „Кризис“. Ein und dasselbe Wort, als ob die Sprachväter vor Jahrhunderten schon wussten, was da Globales auf uns zu kommt) - herrscht, gab er auch nicht so schnell auf. Er erwähnte, dann das Wort „Штраф“, welches gesprochen klingt wie „Strafe“ nur ohne „e“. Selbst wenn er nicht wusste, dass dies im Deutschen ähnlich heißt, worauf das Ganze nun hinauslaufen sollte war selbst für einen „dumm spielenden“ Ausländer nicht mehr zu ignorieren. Um mir den „Todesstoss“ zu versetzen, zeigte er mir noch ein blanko Strafformular, welches er eigentlich ausfüllen müsste. Dies tut keiner hier wirklich gern, man kann sich nicht vorstellen wie viele Dinge dort angegeben werden müssen, zumal er dann davon ja nix hätte, das Geld bekommt jemand anders und in der Zeit des Ausfüllens gehen ihm ja weitere „reale“ Einnahmen verloren. Ökonomisch gesehen, macht das ergo gar keinen Sinn. Er wollte es auch gar nicht benutzen sondern zeigte es mir nur, legte es so dann auf seinen Schoß und lächelte mich an. Nun kam mein großer Auftritt in unserem kleinen Spiel. Ich holte mein Geld hervor und gab ihm 100 Rubel. Da wir ja nun schon fast Freunde waren, war er auch sehr offen zu mir und sagte direkt, das reiche ihm nicht, er will 200. Nun gut, sollte er bekommen. Leben und Leben lassen. Er stecke das Geld weg, meinte ich müsse nun aber wegfahren, lachte noch mal und ich stieg aus. Meine Papiere interessierten ihn, im Gegensatz zum letzten Mal, überhaupt nicht.
Ehrlicherweise, es war schon etwas aufregend, wusste ja nicht was mich erwarten würde und wohin das führen könnte. Und vor allem welcher Betrag ist denn „angemessen“? Wie verhält man sich, bei seiner Bestechungsprämiere? Sicher ist auch nicht jeder so „nett“ wie dieser Gesetzeshüter. Und vor allem, muss ich das bei dem nächsten Firmeninternen Korruptionsfragebogen angeben:-)?
Wir sind dann weiter gefahren und als ich Max sagte, was ich zahlen musste, wunderte er sich nur wie günstig ich aus der Sache raus gekommen bin. 200 Rubel sind nicht mal 5 Euro. Dann lachten auch wir beide und suchten uns einen anderen Parkplatz.
PS: Ich stand im Übrigen im Halteverbot.
Alles wird Gut.
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2 Kommentare:
Hallo Olli, du erlebst ja einiges, aber sollte man nicht besser aufpassen (bezüglich Halteverbot). Bei uns ist es auch nicht anders, nur hier geht es gleich ans bezahlen ohne Rücksicht. Also in Zukunft drei mal hinsehen, ehe man parkt.
Alles wird gut.
Hi Olli, mutig, mutig die Autogeschichte. Ist der dortige Flohmarkt auch so aufregend wie das Parken? Viele nette kleine Erlebnisse weiterhin. Bye, bye aus dem zur Zeit langweiligen Langwedel.
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