Mittwoch, 25. Februar 2009

Die überraschenden Momente…

Am Montag dieser Woche war in Russland ein offizieller Feiertag. Dieser nennt sich Tag der Vaterlandsverteidigung, also Tag der Armee. So war es früher zur Sowjetzeiten und so heißt er immer noch. Allerdings hat sich die Interpretation der Bedeutung wohl etwas gewandelt und nun ist es die russische Art unseres Männertages. Vielleicht liegt das auch daran, dass kaum noch jemand zur Armee "darf", alles laesst sich hier ja regeln...

Nun gehen die Maenner nicht Wandern oder Radfahren in der Natur, dafür wäre es im Moment trotz Wodka Einsatz eh zu kalt, nein sie bekommen kleine Geschenke. Und so kamen doch am letzten Freitag, plötzlich all die Damen aus der Buchhaltungs- und anderen Abteilungen in unser Zimmer. Ein fröhliches Lachen war zu vernehmen, sie übergaben uns eine Karte, Blumen sowie Pralinen und haben uns gratuliert. Das scheint hier sehr wichtig zu sein, es hatte einen ziemlich offiziellen Charakter und darauf hin stellte sich bei mir ein automatisches Strammstehen ein. Wo das nur her kommt:-).

Ich war völlig perplex, hatte nicht erwartet das der Tag so beginnen wuerde. Das war eine sehr nette Überraschung.

Mein Zimmerkollege meinte danach zu mir, in Russland sagen die Männer, das sei das Investment der Frauen in den Frauentag am 8. März. Ganz schön clever. Auch dieser Tag ist ein Feiertag und da „dürfen“ wir nun Blumen und sonstige nette Dinge verschenken. Aber, das machen wir ja gern.

Alles wird Gut.

Dienstag, 17. Februar 2009

Wenn es taut...

...spielen sie hier ein lustiges Spiel. Es heißt: "Wo sind die Schlaglöscher?"

Gewonnen hat, wer ohne größere Schäden davon kommt. Und das Gute ist, wirklich alle müssen mitspielen.










Alles wird Gut.

Samstag, 14. Februar 2009

Auf dem Weg zum Korruptionsfachmann

Wie bereites vor kurzen berichtet glaube ich persönlich ja, dass die Wahrscheinlichkeit in Voronezh nicht von der Polizei angehalten zu werden, ungefähr so groß ist wie ein 6er im Lotto mit Zusatzzahl. Zumindest gefühlt. Sie sind überall und da wo sie gerade mal nicht sind, kommen sie hin. Man darf sicher auch nicht vergessen, dass die „Kontrollen“ eine Haupteinnahme Quelle für ganze Familien sein werden und wer hört schon gern von der Frau, dass er mehr Geld Heim bringen soll. Da freut man sich doch gleich auf die Arbeit und ist hoch motiviert. Warum erwähne ich das so ausführlich? Genau, es war wieder mal soweit. Wobei ich fairer Weise erwähnen muss, das es berechtigt war. In einer gewissen Art und Weise.

Am vergangenen Sonnabend wollten wir (Maxim mein Kollege) und ich zu einem Flohmarkt. Dort angekommen, wendeten wir und parkten das Auto in einer Reihe weitere Fahrzeuge. Wie die Lemminge sozusagen. Kurz vor uns stand auch ein Polizeiauto, aber wie gesagt, die stehen überall und so dachten wir uns auch nichts dabei. Wir sind dann ausgestiegen und der Polizist auch. Er hat eigentlich auch nur darauf gewartet, ein Hinweis seinerseits, das wir gerade einen Verstoß gegen geltendes Recht begehen, hätte es auch getan, aber warum sollte er?

Er verlor keine Zeit und fragte so gleich nach meinen Papieren. Kaum hatte er sie, bat er mich zu einem Plausch in sein Auto. Das scheint hier der offizielle Startschuss für die öffentliche Korruptionsbekämpfung zu sein. Die Betonung liegt auf öffentlichJ. Nun begann das Spiel. Ich probierte es diesmal damit, den dummen Ausländer zu spielen der kaum etwas versteht. Ich sagte ihm das auch immer wieder und so entwickelte sich zwischen uns ein recht interessanter Kaffeeklatsch. Er fragte ob Max denn Russisch könnte, was ich verneinte und um mir klar zumachen welches schweren Verbrechens ich mich schuldig gemacht hatte bzw. um die Grundlange für den Geldtransfer auszubauen, holte er daraufhin ein Regelbuch hervor und zeigte es mir. Auf Alles vorbereitet sind sie ja, das muss man ihnen lassen. Ich war auch sehr einsichtige und lächelte ihn tapfer weiter an, ohne dabei zu vergessen immer wieder zu sagen: „Я не понимаю – Ich verstehe nichts.“

Ich muss gestehen er war sogar ganz nett und da ja nun überall und insbesondere hier die große „Krise“ - (da fällt mir etwas ein. Ist eigentlich schon jemandem aufgefallen, dass die Krise, die wir nun schon seit Woche so ausdauernd herbeireden, in vielen Ländern gleich heißt? Bei uns „Krise“ in England /USA „Crisis“ und in Russland „Кризис“. Ein und dasselbe Wort, als ob die Sprachväter vor Jahrhunderten schon wussten, was da Globales auf uns zu kommt) - herrscht, gab er auch nicht so schnell auf. Er erwähnte, dann das Wort „Штраф“, welches gesprochen klingt wie „Strafe“ nur ohne „e“. Selbst wenn er nicht wusste, dass dies im Deutschen ähnlich heißt, worauf das Ganze nun hinauslaufen sollte war selbst für einen „dumm spielenden“ Ausländer nicht mehr zu ignorieren. Um mir den „Todesstoss“ zu versetzen, zeigte er mir noch ein blanko Strafformular, welches er eigentlich ausfüllen müsste. Dies tut keiner hier wirklich gern, man kann sich nicht vorstellen wie viele Dinge dort angegeben werden müssen, zumal er dann davon ja nix hätte, das Geld bekommt jemand anders und in der Zeit des Ausfüllens gehen ihm ja weitere „reale“ Einnahmen verloren. Ökonomisch gesehen, macht das ergo gar keinen Sinn. Er wollte es auch gar nicht benutzen sondern zeigte es mir nur, legte es so dann auf seinen Schoß und lächelte mich an. Nun kam mein großer Auftritt in unserem kleinen Spiel. Ich holte mein Geld hervor und gab ihm 100 Rubel. Da wir ja nun schon fast Freunde waren, war er auch sehr offen zu mir und sagte direkt, das reiche ihm nicht, er will 200. Nun gut, sollte er bekommen. Leben und Leben lassen. Er stecke das Geld weg, meinte ich müsse nun aber wegfahren, lachte noch mal und ich stieg aus. Meine Papiere interessierten ihn, im Gegensatz zum letzten Mal, überhaupt nicht.

Ehrlicherweise, es war schon etwas aufregend, wusste ja nicht was mich erwarten würde und wohin das führen könnte. Und vor allem welcher Betrag ist denn „angemessen“? Wie verhält man sich, bei seiner Bestechungsprämiere? Sicher ist auch nicht jeder so „nett“ wie dieser Gesetzeshüter. Und vor allem, muss ich das bei dem nächsten Firmeninternen Korruptionsfragebogen angeben:-)?

Wir sind dann weiter gefahren und als ich Max sagte, was ich zahlen musste, wunderte er sich nur wie günstig ich aus der Sache raus gekommen bin. 200 Rubel sind nicht mal 5 Euro. Dann lachten auch wir beide und suchten uns einen anderen Parkplatz.

PS: Ich stand im Übrigen im Halteverbot.

Alles wird Gut.

Dienstag, 10. Februar 2009

Schnee auf den Strassen

Es ist Schnee gefallen. Neben den durchaus schönen, beruhigenden Momenten die so eine verschneite Landschaft auf mich hat, ist es auf den Verkehr bezogen eine weitere Herausforderung.

Räumungstechnisch passiert hier erstmal nicht viel. So nach 3 Tage, wenn kein neuer Schnee hinzukommt, sind die Hauptstrassen eine Art von Schnee frei. Und auch das ist mehr dem starken Verkehrs, denn dem Einsatzes von Räumfahrzeugen geschuldet. Wenn überhaupt werden als erstes Kulturdenkmäler (hier insbesondere Denkmäler zum 2. Weltkrieg, die es an jeder Ecke gibt. Das ist keine Übertreibung. Überall brennt eine Flamme dazu, wenn man theoretisch all diese Flammen in ganz Russland ausmachen würde, ich denke mit den Gaseinsparrungen könnte die Ukraine kostenlos versorgt werden) vom Schnee befreit. Selbstredend ist die alles reine Handarbeit. Menschen sind hier im Allgemeinen die Hauptschneebefreier. Es ist wirklich erstaunlich, wie viele hier Schnee fegen und wo über all, nur eben nicht auf den Strassen.

Des weiteren bin ich, warum weiß ich auch nicht so genau, davon ausgegangen, das die Leute den Schnee ja gewohnt sein sollten und vor allem auch Winterreifen hätten, schließlich geht bei diesen Verhältnissen hier sonst nicht viel. Oh, was für ein erneuter Trugschluss. Winterreifen, kosten auch in diesem Teil der Welt Geld, das haben nur wenige. Ergo muss es ohne gehen. Wer nun allerdings glaubt, dass sich dadurch wenigstens die Fahrweise ändern würde, der sieht sich ein weiteres Mal überrascht. Warum sollte man auch langsamer fahren, schließlich gilt auch mit Schnee auf den Strasse, das es eine persönliche Niederlage ist, überholt zu werden. Und so fahren die meisten als ob nichts geschehen sei, ignorieren ist ja auch eine Art von Problembewältigung. Diejenigen, dies es allerdings wagen ihre Fahrweise anzupassen, werden noch gewagter überholt, geschnitten und ausgebremst. Die Anzahl der zu sehenden Unfälle mit Blechschäden steigt somit proportional an. Dazu sei bemerkt, das ich im durchschnitt, ohne Schnee, 2-3 Unfälle pro Tag sehe. Konservation geschätzt.

Ach ja, ich habe Allradantrieb und Winterreifen mit integrierten Spikes, schlecht für die Strassen (nur das macht hier eh keinen Unterschied) aber ganz großartig zufahren.

Alles wird Gut

Freitag, 6. Februar 2009

Der Olli ist zurueck.

6 Wochen können schnell vergehen. Nach meinem Gefühl. Es war eine sehr schöne Zeit und ich habe mich auch gut erholt. Von wem oder was? Hm, schwer…wohl von allem ein bisschen und im Endeffekt ist Zeit die man mit Freundin, Familie und Freunden verbringt, ja meist eine Art Erholung oder sollte es zumindest sein. Ich hatte das Glück, das es so war und kann nur sagen: Danke.

Nun bin ich also wieder hier. Die Abreise ist mir doch merklich schwerer gefallen als sonst, wobei die lange Zeit sicher eine Hauptrolle gespielt hat. Es gab zusätzlich auch ein paar andere, eher berufliche Gründe, nur darauf werde ich öffentlich lieber nicht eingehen. Hier hat sich auf den ersten Blick nicht viel verändert. (Warum erwartet man das eigentlich immer irgendwie?) Meine Wohnung war so wie ich sie verlassen hatte und auch mein Auto wartete völlig unversehrt auf mich, das war nett von ihm. Die meisten Kollegen haben sich sehr gefreut, dass ich wieder da war. Ein schönes Gefühl. Die Sekretärin kam auch sofort zu mir und fragte mich in fast perfektem Englisch ob ich am ersten Arbeitstag gleich mit zum Schwimmen kommen möchte. Sie hatte sich die Frage extra aufschreiben lassen, das fand ich ziemlich süß. Es ist hier wohl nun so, das fast die ganze Finanzabteilung einmal in der Woche zum Schwimmen geht. Allerdings musste ich sie enttäuschen, eine Badehose hatte ich leider so ganz zufällig nicht bei mir und irgendwie wäre mir das im russischen Winter auch als letztes eingefallen mitzunehmen. Ich gebe zu eindeutig mein Denkfehler.

Im meinem Büro, in dem nach Deutschen Sicherheitsvorschriften sicher nur maximal 2 Leute sitzen dürften, da man sonst bei Brand-, Erdbeben-, Hochwasser- oder aber Flugzeugabsturzkatastrophen aus Platzmangel nicht rechtzeitig fliehen könnte, sind wir nun zu Viert. Cool. Eine der klugen Weißheiten im Leben besagt ja, das Alles auch seine guten Seiten hat. Und ja, das stimmt. Vier Leute die nun Körperwärme abgeben! Es ist tatsächlich nicht mehr so kalt in dem Büro. Großartig. Oder liegt es doch daran, dass es nur noch um die Null Grad draußen sind? Ich mag mir im Moment gar nicht vorstellen, was wohl im Sommer passieren wird…wenn die Wärme kommt!

Mit meinem Arbeitsvisum scheint es immer noch nicht ganz optimal zu laufen, eher suboptimal und auch das ist noch übertrieben. Ich versuche mal zu beschrieben, was passiert sein soll. Wobei ich gleich erwähnen möchte, dass ich es selbst nicht mehr verstehe, falls ich das je hatte. Für mich wurde nun ein Visum in Voronezh beantragt. Dafür musste u.a. mein Jobtitel benannt werden. Unsere Rechtsabteilung hat „Finance Controller“ angeben. Das stimmt zwar nicht wirklich, ist mir aber auch egal. So und nun wird es undurchsichtig. Im letzten Jahr hatten sie bereits ein Visum in Moskau beantrag, welches abgelehnt wurde. Auch dort musste der Jobtitel in den Endlosformularen aufgeführt werden. Laut Aussage, konnte man allerdings nur vorgegeben Jobnamen verwenden, so dass sie „Controller“ wählten. Als nun jemand aus der Moskauer Behörde in Voronezh angerufen hat um nachzufragen ob sie dort einen neuen Antrag vorliegen haben wurde das verneint, obwohl hier eine Empfangsbestätigung vorliegt. Schlussfolgerung der Visabehörde in Moskau, kein Antrag und somit kein Visumprozess. Alles ein logischer Ablauf. Wer nun den Grund weiß, melde sich bitte bei mir. Für solch fähige Leute, wäre hier sicher noch ein Job frei. Denn, es lag an dem Wort „Finance“. Die Moskauer fragten scheinbar nach einem „O.Lins – Controller“. Nur den gab es hier ja nicht. „Controller“ und „Finance Controller“ sind nun mal nicht das Gleiche im russischen Behördendschungel. Wie viele „O. Lins“ sich allerdings gerade in Russland um ein Visum bemühen kann ich nur vermuten, es müssen ja Hunderte sein, wenn schon der Jobtitel das ausschlaggebende Identifizierungsmerkmal ist. Alle sind nun zurück auf Los und das Spiel startet erneut. Ich glaube ich fange mal an die Tage runter zu zählen…Ich liebe dieses Land.

Wettertechnisch kann/konnte ich mich auch nicht beschweren. Es liegt Schnee und das machte alles gleich einwenig freundlicher. Noch. Denn pünktlich mit meiner Ankunft sind die sehr kalten Temperaturen für den Augenblick vorbei und es taut. Folge: Matsch. Überall. Gott ist das dreckig.

Soviel als ein erstes russisches Lebenszeichen in 2009.

Alles wird Gut.

PS: Sorry, das ich den angekündigte „Rockkonzert“ Bericht nicht geschrieben habe. Ich muss gestehen, dass es mir außerhalb Russland's etwas an Motivation gemangelt hat.