Mittwoch, 23. Dezember 2009

Hurra...Weihnachten kann kommen...

Für all diejenigen die mit mir gefiebert haben, ob ich es wohl schaffe aus dem Riesen Reich zu entfliehen...es ist geschafft. Nach kurzweiligen 17 Stunden Reisezeit bin ich gestern gut und sicher in Bremen gelandet. In solchen Momenten denke ich manchmal ich muss sehr wohl am anderen Ende der Welt leben...in jedem Fall der Lufthansa und Polet Air (die Russische Inlandsfluglinie) sei Dank. War schon etwas nervend, zu sehen das ringsherum immer wieder Flüge gestrichen wurden, aber ich hatte Glück und nur etwas Verspätung, aber was macht das schon.

So und nun wüsche ich Euch allen besinnliche und stressfreie Weihnachtstage sowie einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Möge 2010 für uns Alle das bereit halten was wir uns wünschen.

Alles wird Gut

Freitag, 18. Dezember 2009

Fruehling...

Hier ist heute Frühlings ausgebrochen. Nur noch minus 16 Grad und etwas Schnee...geradezu erholsam gegen die minus 25 an den letzten beiden Tagen, man kann sich kaum vorstellen wie kalt das tatsaechlich ist. Selbst das atmen tut sofort weh…du hälst es keine 2 Minuten draußen ohne Bewegung aus und das Auto wird überhaupt nicht warm. Die Strassen waren auch spuerbar leerer, da viele der russischen Oldtimer erst gar nicht mehr angesprungen sind...war auch mal ein Erlebnis diese Kälte...aber eins was ich nicht gebraucht hätte ;-)

Und auch wenn ein netter Kommentar meinte, ein bisschen Klaete tut gut...Oh nein. Tut es Olli nicht.

Alles wird Gut.

PS: Ganz dumm ist auch, das sie hier keinen Gluehwein kennen. Klar sie haben genug andere Fluessigkeiten zum aufwaermen, aber das vermisse ich schon....

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Kalt ist es...

Schnee haben wir noch keinen, aber jeden Tag wird es kälter. Bisher war es minus 5 gestern schon um die Minus 10...echt kalt. Nix fuer Sonnen-Olli. Aber dafür blauer Himmel, das ist widerum ganz nett.

In Moskau dagegen liegt bereits Schnee und am Dienstag ist das totale Chaos ausgebrochen, die waren nicht drauf vorbereitet. UND das in Russland, unglaublich. 900km Stau in der Stadt....

Auch weil viele Russen ihr Auto einfach auf der Strasse haben stehen lassen und gegangen sind. Die machen was sie wollen...Gestern hat sich wohl nun der Buergermeister von Moskau beschwert, das der Wetterbericht das nicht vorhergesagt hätte...klar, als ob das daran lag, das sie nichts gemacht haben...aber so haben andere Schuld. Immer das gleiche Spiel. Kennen ja auch wir:-)

Alles wird Gut.

Mittwoch, 4. November 2009

Der 4. November

Heute ist in Russland Feiertag. Der Tag der Einheit des Volkes am 4. November wird allerdings erst seit 2005 gefeiert. Ursprünglich war das der 7. November , der Tag der Oktoberrevolution (für die nicht eingeweihten der Szene, das hat etwas mit den damals noch gültigen Kalender in Russland zu tun, deshalb im November --> Oktoberrevolution).

Den wollten sie nach der Wende aber nicht mehr vor allem um die negative Assoziation mit der Oktoberrevolution 1917 loszuwerden. Da die Russen es aber gewohnt waren einen freien Tag im November zu haben, kam die Partei oder wer auch immer auf die Idee, ein Neuer muss her und die Staatsduma beschloss, den Feiertag auf ein neues Datum zu verlegen, eben den 4. November. Ein Grund war schnell gefunden in so einem Geschichtsreichen Land: Am 4. November wird die Befreiung Moskaus von der polnischen Besatzung im Jahr 1612 gefeiert. So und nun ist frei und kein Russe kann mit dem Tag wirklich etwas anfangen geschweige denn hat eine Verbindung dazu….egal.

Alles wird Gut

Sonntag, 27. September 2009

Etwas zum nachdenken...

So ein Wochenende in Voronezh, insbesondere wenn man kein Auto hat, kann...na sagen wir es mal vorsichtig, durchaus etwas langatmig sein. Gestern den ganzen Tag Regen und heute zum Glück Sonne...nach dem ich aber meinen Sonntäglichen, Auto-los bedingten, Spaziergang beendete hatte, die Wahlberichterstattung noch auf sich warten lässt, bin ich beim Internet surfen auf den folgenden Artikel gestoßen....vielleicht geht es euch ja beim lesen wie mir....



Was würdest du mit täglich 86.400 Euro tun ?

Stelle dir vor, du hast bei einem Wettbewerb folgenden Preis gewonnen:
Jeden Morgen, stellt dir die Bank 86.400 Euro auf deinem Bankkonto zur Verfügung. Doch dieses Spiel hat auch Regeln, so wie jedes Spiel bestimmte Regeln hat.

Die erste Regel ist: Alles was du im Laufe des Tages nicht ausgegeben hast, wird dir wieder weggenommen, du kannst das Geld nicht einfach auf ein anderes Konto überweisen, du kannst es nur ausgeben. Aber jeden Morgen, wenn du erwachst, eröffnet dir die Bank eine neues Konto mit neuen 86.400 Euro für den kommenden Tag.
Zweite Regel: Die Bank kann das Spiel ohne Vorwarnung beenden, zu jeder Zeit kann sie sagen: Es ist vorbei. Das Spiel ist aus. Sie kann das Konto schließen und du bekommst kein neues mehr.

Was würdest du tun? Du würdest dir alles kaufen was du möchtest? Nicht nur für dich selbst, auch für alle Menschen die du liebst. Vielleicht sogar für Menschen die du nicht kennst, da du das nie alles nur für dich alleine ausgeben könntest. Du würdest versuchen, jeden Cent auszugeben und ihn zu nutzen oder?

Aber eigentlich ist dieses Spiel die Realität: Jeder von uns hat so eine “magische Bank”. Wir sehen das nur nicht. Die magische Bank ist die Zeit. Jeden Morgen, wenn wir aufwachen, bekommen wir 86.400 Sekunden Leben für den Tag geschenkt und wenn wir am Abend einschlafen, wird uns die übrige Zeit nicht gutgeschrieben. Was wir an diesem Tag nicht gelebt haben, ist verloren, für immer verloren, Gestern ist vergangen. Jeden Morgen beginnt sich das Konto neu zu füllen, aber die Bank kann das Konto jederzeit auflösen, ohne Vorwarnung.

Was machst du also mit deinen täglichen 86400 Sekunden? Sind sie nicht viel mehr wert als die gleiche Menge in Euro? Also fang an dein Leben zu leben!

Der Autor dieses Textes ist unbekannt."



Donnerstag, 24. September 2009

Neulich in Voronezh...

Gestern in Voroenzh...eine Fabrik fuer Feuerwerk ist mal locker explodiert...mitten in der Stadt...achso, ich war in Moskau, war also nicht meine Schuld:-)

Alles wird Gut.








Freitag, 28. August 2009

Die Identität der Russen

Wenn man länger hier ist (Es ist ein Jahr nun, Wahnsinn und HURRA) fragt man sich schon ab und an was treibt die Russen denn so an? Warum sind sie so wie sie sind? Natürlich habe ich keine wirkliche Ahnung davon, kann mir nur meine eigenen Gedanken machen. Es heißt ja immer so schön, das sei die „Russische Seele“ die Ausländer nie verstehen werden. Was immer das auch heißen mag, ich habe es nie verstanden, vielleicht ist das auch nur eine einfache Erklärung dafür, dass die Russen es selber nicht wissen.

Wie dem auch sein, mit dem Fall des Kommunismus scheint es mir, das die Russen in eine Art Identitäts-Krise gefallen sind. Gerade das kann ich (als ehemaliger „kleiner Bruder“ der Sowjetunion) durchaus selber nach vollziehen. Wenn all die Werte, die jahrelange vorgeben, vorgelebt worden sind, von einen auf den anderen Tag verschwinden bzw. einem eingetrichtert wird wie falsch die doch waren…ja was nun? Ein Volk sucht dann wohl neue Vorbilder oder was dafür gehalten wird.

Die Russen scheinen in jedem Fall Teile ihrer Identität verloren zu haben. Viele folgen heutzutage einem „Klischee ->Vorbild“ das ihnen speziell durch die Medien, Hollywood Filme und durch Werbung vorgegeben oder besser suggeriert wird. Das wiederum mit solch einer Energie und Passion, die ich noch nie erlebt habe und wohl auch auf der Welt recht einmalig sein könnte. Die Männer versuchen eine Art „reiches Alphatier“ darzustellen und dabei jedem zu beweisen wie männlich sie doch sind. Und die Frauen? Mir scheint sie folgen dem „Sex in the City“ oder „Modell“ Idealbild. Markennamen sind ein Heiligtum. Dieser Trend wird kopiert so gut es geht und dabei nicht selten in einer sehr skurrilen Art und Weise übertroffen.

Verstärkt wird diese Haltung durch das Denken, sich mit Geld alles kaufen oder eben alle Probleme lösen zu können….nun ja, leider haben sie damit zumindest in Russland auch noch Recht.

Es dreht sich alles um Statussymbole und das sichtbare zeigen zu wessen man fähig ist. Aber vielleicht ist es genau das, was die Tradition der Russische Kultur aber auch ausmacht.

PS: Natürlich trifft das zuletzt genannte nicht auf alle Menschen hier zu. Es ist eine bewusste Vereinfachung. Vielleicht ist das auch eine speziell, sehr Moskau getriebene, Sichtweise und hier in der Provinz halten sich diese Auswüchse auch in Grenzen, obwohl es sie gibt. Viele Menschen die ich getroffen habe und mit denen ich arbeite werden von ganz alltäglichen Sorgen „gefangen“ gehalten, da ist wenig Platz für Glamour. Ich bin mir allerdings sehr sicher, sobald sie die Möglichkeit hätten, würden sich die meisten von Ihnen sofort ähnlich verhalten. Fragt man Russen warum das so ist…nun ja die Russische Seele…

Alles wird Gut

Dienstag, 25. August 2009

Was Russland so einmalig (schön) macht. (Teil 1)

Heute schriebe ich einmal über ganz verschieden Dinge, die auf den ersten und wohl auch zweiten Blick in keinem ursächlichen Zusammenhang stehen. Obgleich sie es doch tun, da es Dinge betrifft die mir an Russland aufgefallen sind….es ist also mal wieder eine ganz persönliche Sichtweise.


Volksgesundheit

Achtung ich sage es bewusst im Voraus. Die ersten der nun folgenden Sätze sind pure Ironie.

Die Russen an sich müssen ein extrem gesundes Volk sein. Gesund bis zum geht nicht mehr sozusagen. Man sieht auf den Straßen, auch bei größter Anstrengung, so gut wie keine Menschen mit einer (sichtbaren) Behinderung. Niemand in Rollstühlen, nix. Da liegt dieser Schluss doch recht nah und man fragt sich, wie machen die Russen das nur? Ist es doch der gute Wodka? Leider ist dem ganz und gar nicht so.

Es ist fast ein Ding der Unmöglichkeit für Menschen z. B. mit einer Gehbehinderung überhaupt die Wohnung zu verlassen bzw. sie zu erreichen. Da wäre als erstes die Eingangstür. Diese liegt meist etwas erhöht und ist nur durch Treppen zu erklimmen, von eventuellen Rollstuhlaufgängen scheint hier noch keiner etwas gehört zu haben. Sollte das allerdings geschafft sein könnte man sich eigentlich freuen, denn viele Häuser (Plattenbauten für die Kenner der Szene) haben einen Fahrstuhl. Ok, meist sehr klein, alt und eine gewisse Risikobereitschaft gehört dazu den zu benutzen, aber immerhin. Ganz dumm ist es nur, dass keiner diese Fahrstühle auch im Erdgeschoss beginnt. Warum auch, wo doch auch die erste Etage bzw. Hochparterre ein sehr schöner Ausgangpunkt ist. Der geneigte Leser ahnt es schon, genau, wieder Treppen um dahin zu gelangen. Dass es in den Wohnungen ähnlich beschwerlich sein wird, sei nur am Rande erwähnt. Erschreckend ist dabei, dass ich hier nicht von sehr alten Gebäuden spreche, nein auch die vielen neuen Häuser sind von Behindertengerechten Eingängen so weit entfernt wie wir vom Ende der Wirtschaftskrise.

Sollte man es allerdings trotz dieser Hindernisse geschafft haben, das Haus doch zu verlassen und versucht einen banalen Einkauf zu tätigen, scheitert man ein weiteres Mal kläglich. Mehr als das Wetter zu genießen wird ohne fremde Hilfe nicht möglich sein. Von mir geschätzte 90% der Geschäfte haben entweder eine Stufe am Eingang oder sind gar gleich nur über eine Treppe zu erreichen, das gleiche gilt für Restaurants. Keine Ahnung warum das hier so erlaubt ist, es scheint keinen zu kümmern oder es gibt wichtigere Dinge. Das Menschen mit Behinderung, die hier auch meist keiner Arbeit nachgehen können, bei den staatlichen Mini-Renten ganz besonders zu leiden haben, verschlimmert die Situation nur noch. Als ich meine Russen fragte Patchemu (warum?)….meinten sie nur ‚was mir doch alles so auffällt’...und auch wenn sie sich der Problematik bewusst sind. Es sei halt so.


Restaurants

Ich mag ja die englische Pub-Kultur. Einer der Gründe liegt in der Tatsache begründet, dass es dort meist eine sehr angenehme Mischung aus Jung und Alt gibt, die die Altersstruktur der Gesellschaft gut wieder spiegelt. Das ist selbst bei uns in Deutschland leider eher selten zu finden. Russland toppt (natürlich) wieder alles. Am Anfang ist mir das gar nicht so bewusst gewesen, nur nach einer gewissen Zeit habe ich mich gefragt wo sie denn sind, die älteren Menschen? In einem Restaurant oder einer Bar in jedem Fall nicht. Das ist nun leider keine Übertreibung aber in dem einem Jahr in Russland habe ich in keinem Restaurant auch nur einen alten Menschen (Alt = 60 aufwärts) gesehen. NIE. Das ist sehr erschreckend. Insbesondere wenn man sich bewusst wird warum. Zum einem ist das eine Generationsfrage, in der Zeit der Sowjetunion war es nicht üblich Restaurants aufzusuchen, man traf sich meistens Privat, in der Datscha (Russische Art des Wochenendhauses) oder in der Natur. Der weitaus bedeutendere Fakt ist aber leider, das insbesondere die ältere Generation mit einer staatlichen Rente (so um die 100€) sich es schlicht weg nicht leisten kann. Wenn man kaum die Grundbedürfnisse bezahlen kann, ist das eine logische Konsequenz. Aber, wen wundert es auch, das andere Extrem ist nicht weit. Denn gemessen daran, welch großer Teil der Bevölkerung ausgeschlossen bleibt, existieren unheimlich viele (auch teure) Restaurants, meist sehr gut besucht und das nicht nur am Wochenende. Eine kleinere Anzahl von Menschen hat Geld und gibt dieses bereitwillig aus. Jeden Tag.

Wird fortgesetzt...

Alles wird Gut oder „Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen, wenn wir uns entschließen, daraus zu erwachen.“ (Josephine Baker)

Donnerstag, 9. Juli 2009

Urlaub...

Ja, es ist endlich soweit. Ich habe Sommerurlaub…und so ziemlich das erste Mal in meinem Arbeitsleben im wahrsten Sinne des Wortes…im Sommer. Habe in den letzen Tagen eine stets wachsende Vorfreude auf alles was nun kommen wird und der damit verbundenen Russlandauszeit empfunden. So spannend das hier alles ist, nun ist es Zeit für eine Kopfpause….


Wünsche allen die auch Urlaub haben werden viel Spaß und all den anderen natürlich auch…es kommen Zeiten, da ist es dann umgekehrt.


Alles wird Gut oder „Man muss sich einfache Ziele setzten, dann kann man sich komplizierte Umwege erlauben „ – Charles de Gaulle


PS: Wenn alles klappt werde ich Anfang August wieder da sein…

Donnerstag, 11. Juni 2009

Gedanken über Bremen...

Heute seien mir einige Gedanke an und für meine Kollegen in der Heimat gestattet. Natürlich ist mir auch in der Ferne nicht verborgen geblieben, welch harte Zeit ein Teil von euch im Moment durchlebt. Diese Ungewissheit, viele Fragen…Zukunftsängste.


Jeder verarbeitet solche Situation ja ganz unterschiedlich. Da ist Trauer, Wut, Sarkasmus, Trotz, vielleicht Lethargie aber eben auch Hoffnung und Zuversicht. Selbst wenn es schwer fällt. Auch wenn nun vielleicht einige beim Lesen denken werden, der hat ja leicht reden, ist weit weg und was betrifft es ihn…ganz so ist es nicht, ich bin immer noch in Bremen angestellt und nun dieses Gefühl zu haben, nach Ablauf meiner Zeit, wohl auf keinen Fall wieder zurück zu können, völlig (zumindest was eine Zukunft innerhalb der Firma betreffen würde) von meinen Englischen Freunden abhängig zu sein und nirgends wirklich mehr dazu zugehören, das ist, gerade wenn man soweit im Nirgendwo lebt und arbeitet, eigenartig. Man kann auch nur sehr schwer, mit den Kollegen vor Ort, seine Gedanken teilen. Die haben ganz andere Probleme…das wiederum relativiert allerdings einiges von dem was man vielleicht denken mag bzw. hilft mir nicht in Selbstmitleid zu verfallen.

Was ich hier seit Monaten täglich sehe und höre, die Armut, das Grau und Menschen die nicht wissen was oder ob sie am nächsten Tag Essen können, wie sie wohnen, die Lebensbedingungen…und trotzdem erlebe ich immer wieder diesen Lebensmut, Freude an ganz kleinen Dingen….und manchmal an Selbstverleugnung grenzende Zuversicht. Das ist schon sehr erstaunlich, teilweise schwer nach zu vollziehen…und so erscheinen mir des Öfteren meine Gedanken in einem anderen Licht.


Natürlich sind Existenzängste schwer zu „greifen“, jeder fühlt sie anders und niemand sollte sich anmaßen zu richten bzw. in mehr oder weniger schlimm für den Einzelnen einzuteilen. Wer kann schon sagen was andere Menschen denken, fühlen bzw. ihnen wichtig ist. Mir ist vollkommen bewusst, dass nur weil es in Russland weitaus schlechter für die meisten Menschen sein mag, das im Moment keinem von Euch auch nur ein Stückchen weiter hilft….im Endeffekt sind dies hier wohl nur eine Art „hilfloser“ Worte…oder aber vielleicht ein kleiner Anstoß für ein paar andere Gedanken.


Ich drücke Euch/uns ganz fest die Daumen…


„Nie entmutigt sein: Das Geheimnis meines Erfolgs.“ (E. Hemingway)


Sonntag, 24. Mai 2009

Und es hat "bum" gemacht...


Die Russen an sich sind ein sehr aufmerksames Volk. Ich persönlich vermute ja, dass alle in Voronezh lebenden Russen meinen Blog lesen und sich ernsthaft Gedanken gemacht haben, wie sie dafür sorgen können, dass mir ja nicht die Themen ausgehen. Das ist ausgesprochen nett von denen. So geschah es, dass sie einen aus ihren Reihen ausgewählt haben um mir einen weiteren Einblick in das wahre russische Leben zu ermöglich. Der einzig Auserwählte tat wie ihm befohlen, als er mir am Donnerstagabend mal ganz gekonnt die Vorfahrt nahm. Hervorragende Arbeit, mein erster (und toitoitoi hoffentlich letzter) Verkehrsunfall.


Er war dabei so geschickt, dass er mich hinten links anvisierte und da der Qashqai etwas höher ist, genau mit seiner Stoßstange meine Felge traf. Leider, verkalkulierte er sich scheinbar und erwischte auch noch etwas von der Karosse bzw. hinteren Stoßstange. Blöd gelaufen.


Zum Glück waren Max und Pavel mit im Auto sonst wäre, das nun folgende wohl ganz anders abgewickelt worden. Er stieg aus und zucke nur mit den Schultern, er hätte mich zu spät gesehen. Na was man dann halt so alles sagt. Er schaute sich den Schaden an und war sofort auf dem Trip, dass bei mir ja überhaupt nichts sei und, dass mit etwas Politur, alles wieder in Ordnung zu bringen wäre. Ich (bzw. doch er) hatte in der Tat Glück, der Schaden hielt sich bei mir in Grenzen, ein paar kleine Kratzer im Blech und etwas größere an der Felge bzw. am Plaste-Rahmen. (Fotos anbei). Allerdings so einfach ist das ja dann doch nicht, es handelt sich schließlich um einen Firmenwagen und so sollte alles geklärt sein, nicht das es doch, auf den ersten Blick nicht sichtbare, Schäden gibt. Max rief natürlich als erstes Dimitri an, leider hatte der keine Zeit und meinte nur, Polizei sollten wir schon holen oder wenigstens alles soweit wie möglich schriftlich festhalten. Dabei rausholen was rauszuholen geht!!! Der versteht seinen Job.


Der Unfallort war zum Glück nicht weit von einer großen Kreuzung entfernt, an der natürlich gerade mal wieder eine Polizeikontrolle stattfand. Die Kollegen haben das auch sofort gesehen, schließlich entstand relativ schnell ein Stau, da die Autos hier nie wegbewegt werden bis die Polizei da ist. Nur, das sie uns bemerkt und wir ihnen auch Bescheid gaben, heißt ja noch lange nicht, das sie sich auch bewegen. Ich würde sagen nach gefühlten 15 Minuten konnten sie es nicht länger ignorieren und legten den Weg von 50 Metern zurück. Per Auto. Da waren sie nun, schauten, redeten mit dem Verursacher, mit Max, mal mit Pavel, scherzten, das es kein Maibach sei (tatsächlich!)….aber taten nix. Keine zu erwartende Kontrolle der Fahrerlaubnis, keine Fragen zum Hergang oder gar ein Alk-Tests. Nichts. Stopp doch, sie rauchten. Dann musterten sie mich ausgiebig als sie erfuhren, dass ich Deutscher sei…und ich sah genau, dass sie sich darüber unterhielten meine Papiere doch noch zu checken, schließlich gäbe es da sicher eine Möglichkeit das ich zahlen muss, sei es weil ich Deutscher sei. Also per natürlicher Definition so zusagen. Warum sie es nicht taten weiß ich nicht. Der Unfall interessiert sie weiterhin nun mal gleich gar nicht und etwas schriftlich aufnehmen wollten sie auch nicht. Sie weigerten sich schlichtweg. (hier ist es per Gesetzt so, das Polizei eigentlich bei jedem Unfall gerufen werden muss) Sie standen nur weiter da und ließen den Unfall, Unfall und den Stau, Stau sein…


Der Verursacher wiederholte gebetsmühlenartig, dass doch alles nicht so schlimm sei…dazwischen telefonieret er ausgiebig um sich dann wieder meinen Kratzern zu zuwenden, um sie vielleicht doch noch wegzuwischen. Das gelang ihm erstaunlicherweise nicht so ganz, was ihn aber nicht davon abhielt seine These standhaft mit uns zu teilen.


Man einigte sich dann darauf, dass ein Papier aufzusetzen sei, in dem anerkannt wird, dass er Schuld sei und

keine weiteren Fragen an uns bzw. wir an ihn haben. Max meinte zu mir, das sei ein normaler Weg hier in Russland. Und nun kam er doch noch, der große Auftritt der Polizei, deren gelebte Daseinsberechtigung quasi. Zumindest körperlich waren sie ja auch immer noch anwesend. Sie gaben uns zwei blanke Seiten Papier (ob sie dafür wohl ein Trinkgeld erwartet haben?) und setzten sich ins Auto. Das nenne ich einmal effektive Polizeiarbeit. Das Schriftstück wurde von Max und dem Typen aufgesetzt, unterschrieben und er drückte mir noch 1000 Rubel in die Hand, das sei für das wegpolieren….und wenn es mehr werden würde, dann müsse man noch mal reden. Ich war einigermaßen verwirrt. Max und er schienen fast schon Freunde zu werden, nun scherzten sie auch noch und verabredeten sich doch tatsächlich, mal ganz locker, auf einen Banjaabend irgendwann…dann fuhren wir alle davon.


Was nun der genaue Job der Verkehrspolizei ist, bleibt mir ein Rätsel. Das Regeln des selbigen auf keinen Fall, zum aufnehmen von Unfällen auch nicht bzw. nur wenn es gar nicht anders geht…einzig sie stehen überall und halten Autos an…nur das hilft im Endeffekt keinen, außer deren Brieftasche. Cool.


Alles wird Gut oder „Alles hat zwei Seiten, und davon ist mindestens eine positiv“ (Bernd Hansen)