Sonntag, 24. Mai 2009

Und es hat "bum" gemacht...


Die Russen an sich sind ein sehr aufmerksames Volk. Ich persönlich vermute ja, dass alle in Voronezh lebenden Russen meinen Blog lesen und sich ernsthaft Gedanken gemacht haben, wie sie dafür sorgen können, dass mir ja nicht die Themen ausgehen. Das ist ausgesprochen nett von denen. So geschah es, dass sie einen aus ihren Reihen ausgewählt haben um mir einen weiteren Einblick in das wahre russische Leben zu ermöglich. Der einzig Auserwählte tat wie ihm befohlen, als er mir am Donnerstagabend mal ganz gekonnt die Vorfahrt nahm. Hervorragende Arbeit, mein erster (und toitoitoi hoffentlich letzter) Verkehrsunfall.


Er war dabei so geschickt, dass er mich hinten links anvisierte und da der Qashqai etwas höher ist, genau mit seiner Stoßstange meine Felge traf. Leider, verkalkulierte er sich scheinbar und erwischte auch noch etwas von der Karosse bzw. hinteren Stoßstange. Blöd gelaufen.


Zum Glück waren Max und Pavel mit im Auto sonst wäre, das nun folgende wohl ganz anders abgewickelt worden. Er stieg aus und zucke nur mit den Schultern, er hätte mich zu spät gesehen. Na was man dann halt so alles sagt. Er schaute sich den Schaden an und war sofort auf dem Trip, dass bei mir ja überhaupt nichts sei und, dass mit etwas Politur, alles wieder in Ordnung zu bringen wäre. Ich (bzw. doch er) hatte in der Tat Glück, der Schaden hielt sich bei mir in Grenzen, ein paar kleine Kratzer im Blech und etwas größere an der Felge bzw. am Plaste-Rahmen. (Fotos anbei). Allerdings so einfach ist das ja dann doch nicht, es handelt sich schließlich um einen Firmenwagen und so sollte alles geklärt sein, nicht das es doch, auf den ersten Blick nicht sichtbare, Schäden gibt. Max rief natürlich als erstes Dimitri an, leider hatte der keine Zeit und meinte nur, Polizei sollten wir schon holen oder wenigstens alles soweit wie möglich schriftlich festhalten. Dabei rausholen was rauszuholen geht!!! Der versteht seinen Job.


Der Unfallort war zum Glück nicht weit von einer großen Kreuzung entfernt, an der natürlich gerade mal wieder eine Polizeikontrolle stattfand. Die Kollegen haben das auch sofort gesehen, schließlich entstand relativ schnell ein Stau, da die Autos hier nie wegbewegt werden bis die Polizei da ist. Nur, das sie uns bemerkt und wir ihnen auch Bescheid gaben, heißt ja noch lange nicht, das sie sich auch bewegen. Ich würde sagen nach gefühlten 15 Minuten konnten sie es nicht länger ignorieren und legten den Weg von 50 Metern zurück. Per Auto. Da waren sie nun, schauten, redeten mit dem Verursacher, mit Max, mal mit Pavel, scherzten, das es kein Maibach sei (tatsächlich!)….aber taten nix. Keine zu erwartende Kontrolle der Fahrerlaubnis, keine Fragen zum Hergang oder gar ein Alk-Tests. Nichts. Stopp doch, sie rauchten. Dann musterten sie mich ausgiebig als sie erfuhren, dass ich Deutscher sei…und ich sah genau, dass sie sich darüber unterhielten meine Papiere doch noch zu checken, schließlich gäbe es da sicher eine Möglichkeit das ich zahlen muss, sei es weil ich Deutscher sei. Also per natürlicher Definition so zusagen. Warum sie es nicht taten weiß ich nicht. Der Unfall interessiert sie weiterhin nun mal gleich gar nicht und etwas schriftlich aufnehmen wollten sie auch nicht. Sie weigerten sich schlichtweg. (hier ist es per Gesetzt so, das Polizei eigentlich bei jedem Unfall gerufen werden muss) Sie standen nur weiter da und ließen den Unfall, Unfall und den Stau, Stau sein…


Der Verursacher wiederholte gebetsmühlenartig, dass doch alles nicht so schlimm sei…dazwischen telefonieret er ausgiebig um sich dann wieder meinen Kratzern zu zuwenden, um sie vielleicht doch noch wegzuwischen. Das gelang ihm erstaunlicherweise nicht so ganz, was ihn aber nicht davon abhielt seine These standhaft mit uns zu teilen.


Man einigte sich dann darauf, dass ein Papier aufzusetzen sei, in dem anerkannt wird, dass er Schuld sei und

keine weiteren Fragen an uns bzw. wir an ihn haben. Max meinte zu mir, das sei ein normaler Weg hier in Russland. Und nun kam er doch noch, der große Auftritt der Polizei, deren gelebte Daseinsberechtigung quasi. Zumindest körperlich waren sie ja auch immer noch anwesend. Sie gaben uns zwei blanke Seiten Papier (ob sie dafür wohl ein Trinkgeld erwartet haben?) und setzten sich ins Auto. Das nenne ich einmal effektive Polizeiarbeit. Das Schriftstück wurde von Max und dem Typen aufgesetzt, unterschrieben und er drückte mir noch 1000 Rubel in die Hand, das sei für das wegpolieren….und wenn es mehr werden würde, dann müsse man noch mal reden. Ich war einigermaßen verwirrt. Max und er schienen fast schon Freunde zu werden, nun scherzten sie auch noch und verabredeten sich doch tatsächlich, mal ganz locker, auf einen Banjaabend irgendwann…dann fuhren wir alle davon.


Was nun der genaue Job der Verkehrspolizei ist, bleibt mir ein Rätsel. Das Regeln des selbigen auf keinen Fall, zum aufnehmen von Unfällen auch nicht bzw. nur wenn es gar nicht anders geht…einzig sie stehen überall und halten Autos an…nur das hilft im Endeffekt keinen, außer deren Brieftasche. Cool.


Alles wird Gut oder „Alles hat zwei Seiten, und davon ist mindestens eine positiv“ (Bernd Hansen)







3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Alles hat zwei Seiten, und davon ist mindestens eine positiv“ (Bernd Hansen)"

Ich erinnere dich an den Satz, wenn deine Freundin schwanger ist... SCNR

"...bzw. am Plaste-Rahmen."

Du bist und bleibst Ossi.

Anonym hat gesagt…

Gott sei dank, dass alles gut gegangen ist. Es hätte auch anders laufen können, aber nach deiner Meinung sind ja die Russen ein nettes höfliches Volk und zuvorkommend. Deine russ. Freunde sind zum Glück immer parad. Grüsse sie recht herzlich und hoffentlich stehen sie immer zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle.
Alles wird gut, auch wenn es noch ein wenig dauert.

Olli hat gesagt…

"Du bist und bleibst Ossi."

Und ich bin och noch Stolz druff...