Nun war es soweit….eine weitere Feuertaufe auf dem Weg zur Russischen Vollintegration stand an. Der Banjabesuch. Banja ist die Bezeichnung für ein russisches Badehaus und daher eigentlich nichts anderes, als eine Art der Sauna, aber eben auf Russisch und somit ist nichts wie man es erwartet.
Hier ist es meist üblich eine ganze Banja zu mieten und dann mit Freunden oder Kollegen einen Abend zu verbringen, der sehr Kommunikativ und meist auch recht feucht, von außen und innen, verläuft. Gemischte Saunen sind nicht wirklich Standart, es wird getrennt. Aber der Reihe nach.
Mein Premierenbesuch war letzte Woche Mittwoch, zusammen mit meinem Kollegen Maxim (auf einen der Bilder weiter unten, wartet er an Mittagstisch) und Dimitri. Ja, genau der Security Mensch. Er hatte das organisiert und alle die wussten, dass wir dort hingehen, waren ganz gespannt wie es mir wohl ergehen wird. Warum nur?
Wir sind dann etwas außerhalb von Voronezh gefahren ohne natürlich zu vergessen an einem Supermarkt noch ein paar Bier zu kaufen. Trinken in der Banja tut gut, sagte man mir. Mitten im Nichts sind wir dann von der Strasse abgebogen, dort standen nun einige Häuser. Eins davon war ein Wohnhaus auf dessen Grundstück 2 Banjas betrieben wurden. Beim betreten muss man die Schuhe ausziehen, bekommt Badelatschen und eine Art großes Bettlacken. Danach ging es in den eigentlichen Bereich. Wow. Ich muss gestehen, ich war überrascht wie luxuriös zumindest diese Banja ausgestattet war. In dem Aufenthaltsraum gab es Billard, Karaoke, einen Kamin, schwere Ledersessel und einen langen Esstisch. Die Naturholz-Banja selber war in einem weiteren Raum, in dem es dann auch noch ein etwa 3x4 Meter großes Tauchbecken gab. Selbstredend mit sehr sehr kaltem Wasser…
Bevor wir überhaupt angefangen haben, gab es erstmal etwas zu Essen, eine weitere dieser Besonderheiten, mit leerem Magen ist Banja nicht gesund…na ja, die können mir ja auch alles erzählen:-). Es gab eine Suppe (typische Banjasuppe wurde berichtet) und danach Schaschlik und Salat. Alles frisch zubereitet und extrem lecker, das war ein sehr guter Einstieg und vernebelte etwas meinen objektiven Blick für die Qualen die da noch kommen sollten.
Nun aber zum eigentlich Grund des Aufenthaltes….wobei ich glaube, das den Russen das Drumherum, mit Essen, Reden und Trinken viel wichtiger ist, eine angenehme Einstellung. Der erste Banjagang diente nur zum aufwärmen, wie eine „Warm up“ Runde bei der Formel 1. Bevor wir allerdings rein gegangen sind, gab es noch eine Art Filzhut (der sah aus wie die Seppelhüte aus Bayern). Ich hatte keine Idee weshalb, ein Hut in der Sauna, als ob es dort nicht schon warm genug wäre?!?!?!…und meine Nachfrage wurde mit einem deutlichen „setz ihn einfach auf“ beantwortet. *Immer diese fragenden Deutschen* ….beim ersten Schritt in die Banja hatte ich eine Vorstellung warum. Ich konnte kaum atmen. Jeder Atemzug tat an Mund und Nase so extrem weh, das ich dachte ich gehe hier aber sofort wieder raus…einzig mein Stolz und die Angst als „Weichei“ zu gelten, hielt mich davon ab. Wenn die das können….nach etwa 60 Sekunden wurde es dann besser. Der Hauptunterschied zu unserer Sauna, ist sicherlich die extreme Luftfeuchtigkeit. Es war so um die 110 Grad heiß und ständig wurde Wasser aufgegossen um anschließend mit Hüten, Sitzmatten und Handtüchern zu wedeln was das Zeug hielt. Diese heiße Luft tat dann besonders weh. Ich habe eine Kette, die ich eigentlich nie ablege (Geschenk von Mama!!!) und in einer Sauna in Deutschland ist das kein Problem, hier allerdings musste ich raus laufen um sie los zu werden, da sie sich in die Haut brannte…soviel zu der feuchten Hitze. Der Hut, so weiß ich nun, ist einzig dazu da zu vermeiden, dass man sich den Kopf und die Haare verbrennt.
Es folgten mehre Durchgänge und nach jedem Gang natürlich die Abkühlung. Ich hasse es eigentlich, in diese kalten Becken zu gehen, das habe ich fast nie getan. So benutze ich nach dem ersten Durchgang die Wasserbotische an der Wand, die einen dann einmal kurz zu Eis erstarren lassen. Das reichte völlig für mich. Hier war allerdings auch das anders. Schon beim zweiten Mal bin ich langsam in das Becken und anschließend war es völlig egal, sofort rein da. Der Körper ist der maßen aufgeheizt, das es mir nicht mal als Abkühlung vor kam dort rein zuspringen. Das war schon cool. ABER das Highlight sollte ja noch folgen.
Auch in der Banja ist das Quästen üblich, also sich selbst oder gegenseitig mit Bündeln von eingeweichten Birkenzweigen – auf russisch Wenik –, den Körper abzuschlagen, was angenehm erfrischt und die Blutzirkulation anregt. In der Theorie. Ich kann nur sagen, am Anfang ist das ganz „interessant“ und der Schweiß fließt nur so in Strömen. Aber wenn die Schläge und das reiben mit den Nassen Zweigen an Intensität zunimmt…SCHMERZEN. Allerdings will ich mir selber mal zu gute halten, das ich es das erste Mal getan habe und dafür war ich ganz Gut. Wurde mir nachher auch bewundernd bestätigt. Selber habe ich mich nicht geschlagen, weil man natürlich eine spezielle Technik braucht. Logisch. Mein Kollege Maxim und Dimitri als Experten haben das getan und die Wirkung ist auch ganz anders, wenn das andere tun. Im Übrigen ist es für den „Schläger“ am schlimmsten, weil er neben der Anstrengung auch noch die heiße Luft abbekommt.
Wenn nun jeder denkt, das war das Highlight, oh NEIN. Das war eindeutig etwas anderes, ganz unerwartetes. In einer der Pausen geschah etwas unglaublich, ja schon an Horror grenzendes. Zwei russische Männer, nackt wie Gott sie schuf, die Karaoke russische Volkslieder singen. Was für eine Lebenserfahrung. Dafür hat sich alles hier gelohnt:-) Ich bitte darum sich das nicht bildlich vorzustellen, das würde dem Anblick und Klang, auch bei größter Fantasie, nicht gerecht werden. Das war so skurril….
Ich war kein Freund der Sauna und dachte mir eigentlich, das ich es einfach mal ausprobieren sollte um dann zusagen, das ich es nicht mehr will. Aber ich muss hiermit anerkennen, es hat viel Spaß gemacht, verlieh mir ein sehr gutes Gefühl und das wird sicher nicht mein letzter Banjabesuch gewesen sein. Allerdings BITTE ohne nackte, singende Russen.
Alles wird Gut.